Das Team aus Thüringen wird 5. bei der Senioren Team Weltmeisterschaft

Alles erreicht - mehr geht nicht!

Dieses Jahr fand die Seniorenweltmeisterschaft für Mannschaften 50+ und 65+ erneut (wie vor zwei Jahren angekündigt) in Radebeul statt. Nachdem dies offiziell bekannt wurde, hielt Achim Brüggemann nach Interessenten an dieser Veranstaltung Ausschau. Alsbald kristallisierte sich ein Team mit Peter Enders, Thomas Pähtz, Achim Brüggemann und dem Berichterstatter heraus. Achim übernahm die Organisation der Unterkunft und die Meldung. Allerdings gab es einige Terminüberschneidungen (Thomas Pähtz war ab 12.07. bei der Mannschafts-Europameisterschaft U12 und U18 in Bad Blankenburg engagiert, ich hatte schlicht die Überschneidung des ersten Wochenendes der WM mit dem Rudolstadt-Festival, welches ich regelmäßig besuche, übersehen). Glücklicherweise fanden wir in Rudolf Rüther einen passenden Ersatzmann. An dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an Rudolf, denn ohne ihn hätten wir die WM sausen lassen müssen.

Unsere Unterkunft bestand in einer kleinen Pension in Coswig, ca. 8 km vom Spiellokal entfernt, die Achim über familiäre bzw. Freundeskontakte aufgetan hatte. Es war ein sehr schönes Ambiente; nette, freundliche, fürsorgliche Gastgeber (wo gibt es das schon, dass der Gastgeber persönlich einen Arzttermin für Peter vereinbart und Peter dann noch zum Arztbesuch chauffiert) - vielen Dank, Familie Faustmann! - und ruhige Umgebung.

Wir hatten einen ziemlich geregelten Tagesablauf, der sich in etwa folgendermaßen darstellte:
Frühstück in der Pension, kurzer Blick in den Computer für die namentlich erst am jeweiligen Morgen feststehenden Kontrahenten, 09.30 Uhr Runde bis etwa 15.00 Uhr, danach Rückfahrt in die Pension, Blick in den Computer wegen Tabellenstand und Auslosung des nächsten Gegners (Mannschaft), dann Freizeit - beispielsweise Bierchen trinken (Peter), Spaziergänge (Achim und Rudolf) oder Freundesbesuche (Rudolf und ich). Ab etwa 18 Uhr in einem geeigneten Wirtshaus (Coswig, Altkötzschenbroda) Abendessen, danach ggf. Kartenspiel oder Vorbereitung auf den nächsten Tag.

Das Spiellokal (Radisson Blu Hotel Radebeul) erwies sich wie schon 2016 als ausgezeichnet (u. a. 2 große Spielsäle, viel Platz) Die Organisation erwies sich als hervorragend in jeder Beziehung (Schiedsrichter, Rahmenprogramme, Ansprechpartner). Es hatten sich auch immerhin 128 Mannschaften (67 für 50+, 61 für 65+) eingefunden, was man wohl als Weltrekord bezeichnen kann. Eine wirklich gelungene Veranstaltung!

Die WM 50+ zeigte von der Teilnehmerliste eine Zweiklassengesellschaft. 4 Mannschaften (USA, Deutschland 1, Lasker-Schachstiftung, England) mit jeweils mindestens 4 GM und einem ELO-Schnitt von 2540-2465 weit voraus, dann der Rest, der von Thüringen mit einem um 100 Punkte niedrigeren ELO-Durchschnitt (gegenüber England; fast 200 Punkte gegenüber USA) angeführt wurde. Dabei ist zu bemerken, dass der Schnitt anhand der ersten vier nominierten Bretter errechnet wurde und Rudolf, der immerhin 6 Partien für uns spielte, hierbei keine Berücksichtigung fand. Es sei hier schon bemerkt, dass die großen 4 Teams Punkte nur in den Kämpfen untereinander ließen, der Rest wurde fertiggemacht.

Unsere Aufstellung lautete Peter Enders, Thomas Pähtz, Achim Brüggemann, Thomas Casper, Rudolf Rüther.

Die ersten beiden Runden (ich weilte noch in Rudolstadt) wurden von uns gegen Algerien und SK 1868 (Dänemark) standesgemäß gewonnen.

Zur dritten Runde traten wir dann in nomineller Bestbesetzung (Rudolf hatte sich bis zum Mittwoch verabschiedet) gegen Empor Potsdam an. Schnell machten Thomas und Thomas mit Weiß remis, Achim erreichte ziemlich schnell ein glatt gewonnenes Endspiel mit zwei Mehrbauern, Peter stand ausgeglichen. Beim Herüberschauen zu Achims Brett sah Peter auf c3 einen weißen Bauern stehen (der aber in Wirklichkeit schwarz war!). Damit ging Peter von einem in etwa ausgeglichenen Endspiel mit gleichen Bauern bei Achim aus und hielt es für erforderlich ein wenig Betrieb zu machen, überzog seine Position und verlor natürlich. Also Endstand 2:2. Ganz so schlimm war dies nicht, so entgingen wir in der vierten Runde noch den großen 4, die sich untereinander bekämpften und wurden gegen Deutschland 2 als letzte noch verlustpunktfreie Mannschaft nach oben gelost. Dieser Kampf musste u. a. auch aus Prestigegründen gewonnen werden, was ziemlich sicher mit 3:1 gelang, wofür Peter und Achim mit überzeugenden Vorstellungen verantwortlich zeichneten. Damit fanden wir uns nach der Runde auf Platz 3 wieder und trafen auf die Schachfreunde Leipzig (zu diesem Zeitpunkt ebenfalls 7:1 Punkte). Es wurde einer unserer besten Kämpfe. Achim remisierte rasch gegen Manfred Schöneberg, der Rest gewann langsam, aber sicher (Thomas Pähtz mit Ansage!). Im Übrigen trennten sich England und die Lasker-Schachstiftung an Brett 1 mit 2:2.

Als wir nach der Runde auf die Tabelle blickten, glaubten wir unseren Augen nicht zu trauen: Thüringen auf Platz 1! Verschiedene Rufe nach sofortigem Abschluss des Turniers wurden laut, wenigstens wurde der Tabellenstand dokumentiert und für die Nachwelt festgehalten. Es war natürlich klar, dass dies nicht so bleiben würde, zum einen ging es jetzt gegen die Großmeister, zum anderen musste Thomas Pähtz abreisen und Rudolf erschien wieder auf der Bildfläche.

Zunächst spielten wir in der sechsten Runde gegen England. Das Ergebnis von 1,5:2,5 kann sich durchaus sehen lassen. An den vorderen Brettern hielten wir mit 3 Remis stand, wobei wir bei Peter zeitweise auf mehr hofften. Nur Rudolf erlag dem Druck von GM Arkell. Zur „Belohnung“ durften wir dann in der siebenten Runde gegen die USA ran (wieder nach oben gelost). Peter verlor chancenlos, bei Rudolf zeichnete sich bald das gleiche Resultat ab. Ich konnte gegen GM Ehlvest gewinnen, aber Achim verlor leider seine zwischenzeitlich gut aussehende Position (Mehrbauer und klarer Zeitvorteil) gegen GM Benjamin. Somit ergab sich letztlich eine standesgemäße 1:3 Niederlage.

In der achten Runde galt es gegen Sachsen-Anhalt wieder Boden gutzumachen. Ziemlich unbeeinflusst von den (erwarteten) Niederlagen der vorigen Runden konnten wir mit 3:1 gewinnen. Peter (wenn auch nach einigem hin und her) und Achim fuhren hier die vollen Punkte ein.

In der letzten Runde „entgingen“ wir der Lasker-Schachstiftung und wurden gegen die russischen Frauen gelost, die ich uns schon für die achte Runde avisiert hatte. Es wurde ein ziemlich ausgeglichenes Match. Die vorderen Bretter erreichten nicht viel, Rudolf verpasste in der Eröffnung eine günstige Gelegenheit, ich kam mehr schlecht als recht aufs Brett. Peter und Rudolf remisierten dann ziemlich rasch, meine Gegnerin verlor im Mittelspiel völlig den Faden und landete in einer glatten Verluststellung, worauf sie sofort die Waffen streckte. Damit konnte Achim seine Partie remis geben und der Sieg mit 2,5:1,5 war perfekt. Da die vor uns liegenden Kanadier gleichzeitig dem Team der USA unterlagen, landeten wir in der Endabrechnung auf dem alleinigen fünften Platz. Ein super Ergebnis!

Weltmeister wurde völlig verdient die Mannschaft der USA, die nur anfangs in Runde 4 knapp gegen England verlor, später dann aber sowohl Deutschland 1 als auch die Lasker-Schachstiftung mit jeweils 3,5:0,5 förmlich vom Brett fegte.

Es war eine großartige Veranstaltung, wir hatten sehr viel Spaß und auch Erfolg und blicken zufrieden auf die Woche in Radebeul zurück.

Tags: Überregionales, Ergebnisse, Berichte, Erfurt, Seniorenschach

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